Zu Besuch in Ansbach – Mai 2022

4. Projektwoche der Schülerinnen und Schüler in Ansbach vom 16. bis 20. Mai 2022

Im Rahmen eines Schüleraustausch-Projektes „Erasmus+“ verbrachten die Schüler*innen der Klasse 3AEL und ihre Lehrpersonen Prof. Hermann Hofer und Prof. Hildegard Pircher die Woche vom 16. bis 20. Mai 2022 in Ansbach in Mittelfranken (Bayern). Die Klassenfahrt ermöglichte den Jugendlichen eine Begegnung der besonderen Art: Die Unterrichtsbesuche an der FOSBOS in Ansbach und gemeinsame Lehrausgänge boten Möglichkeiten zum Austausch über schulische Schwerpunkte und geschichtliche Themen vor Ort.

Klassen: FOSBOS 11/Wa und TFO 3AEL


Zum Thema dieser Woche „Recht und Rechtsstaatlichkeit“ gewannen die Schüler in der Stadt Nürnberg, in Ansbach und in der Gedenkstätte Flossenbürg Einblicke in eindrucksvolle zum Teil erschütternde, geschichtliche Ereignisse.

Ansbach vom Glockenturm St. Ludwigskirche
Beim Werkstattunterricht

Nürnberg: Stadtführung  und Reichsparteitagsgelände 

Der Stadtrundgang am 17.05.2022 in der Stadt Albrecht Dürers ließ erkennen, dass das mittelalterliche Stadtbild – trotz Zerstörung im Zweiten Weltkrieg – erhalten geblieben ist: Mauergürtel und Bastionen aus dem Mittelalter, auch die wiedererrichtete mittelalterliche Burg und andere Baudenkmäler präsentierten sich den Schüler*innen als Sehenswürdigkeiten.

A. Dürer-Haus
Kaiserburg


Bei der Begehung des Reichsparteitagsgeländes mit den nationalsozialistischen Bauten, die zu verfallen scheinen, stellt sich heute die Frage: Wie soll das Areal weiter genutzt werden? Was soll für die nächste Generation sichtbar und gut erhalten und dokumentiert bleiben? Bei dieser Besichtigung standen Schwerpunkte wie „Reichsparteitag“, „ausgeklügelte NS-Propaganda und architektonischer Größenwahn“ sowie „Nürnberger Prozesse“ (1945 – 1946) auf dem Programm. Dem standen Programminhalte wie „Nürnberger Gesetze“ (1935), Verbrechen vor Beginn des Zweiten Weltkriegs und über lange Zeit „verdrängte“ oder „vergessene“ Verbrechen der Nationalsozialisten gegenüber.

Reichsparteigelände: Kongresshalle
Ehrenhalle

Gedenkstätte: Flossenbürg

An diesem sonnigen Mittwoch des 18. Mai war den Schülern beim Betreten der Gedenkstätte Flossenbürg mit der Wohnsiedlung am Hang des Geländes wohl nicht bewusst, welcher Terror sich im Konzentrations-Hauptlager Flossenbürg von 1938 bis 1945 abspielte.

Gedenkstätte Flossenbürg 1

Die Jugendlichen der TFO Meran und der FOSBOS Ansbach wurden in einer dreistündigen Führung mit erschreckenden Tatsachen aus der Geschichte des NS-Regimes konfrontiert.


In äußerst diskriminierender und unmenschlicher Absicht ist das Lager von den Nationalsozialisten am 3.5.1938 für sogenannte „Asoziale“ oder „Kriminelle“ errichtet worden. Mindestens 100000 als Lagerhäftlinge registrierte Menschen, arbeiteten unter extremen Bedingungen, notdürftig gekleidet vor Ort und im angrenzenden Steinbruch. Eine Abbildung, welche die Aufschrift am Eingangstor „Arbeit macht frei!“ sichtbar macht, lässt die jugendlichen Besucher nur erahnen, auf welche infame Art und Weise Menschen, geblendet wurden. Man weiß inzwischen von der Ermordung der etwa 30.000 Häftlinge im Hauptlager oder in einem der Nebenlager, weitere Todesfälle folgten. Ab dem 20.04.1945 begaben sich die Lagerhäftlinge auf den „Todesmarsch“, Kranke und Geschwächte, die man zurückließ, wurden drei Tage später durch Truppen der US-Armee befreit.


Dem KZ Flossenbürg unterstanden insgesamt 97 Außenkommandos, die darin gefangen gehaltenen Haftlinge arbeiteten zum Teil für Industrieunternehmen, führten Bauarbeiten aus, erbrachten Dienstleistungen für SS-Dienststellen oder führten Ausbesserungsarbeiten für die Reichsbahn durch.

Der Besuch Sandro Pertinis – zum Gedenken an seinen Bruder – ohne viel öffentliches Aufsehen

Die Schüler bewerteten die Woche als äußerst interessant mit wichtigen und informativen Programminhalten und willkommenen Begegnungen.


Die gemeinsamen Besichtigungen, Vorträge und Erkundigungen warfen bei den Jugendlichen immer wieder Fragen auf, machten aber auch betroffen und rückten die Bedeutung der demokratischen Werte, auch der sozialen Ethik in den Vordergrund.

Projektleiter: Matthias Schmitz, Hildegard Pircher, Hermann Hofer
Bericht: Hildegard Pircher