2. Projektwoche der Schülerinnen und Schüler in Meran vom 25. bis 29. April 2022 Digitalisierung des Lernzirkels
„Demokratie und Rechtsstaatlichkeit im gemeinsamen Europa“
25.04.: Es regnete heftig, als die Ansbacher Gruppe am späten Nachmittag am 25. April in Meran ankam. Direktor Alois Weis, Vize Josef Prantl, Prof. Marina Schiavone und Direktionsrat Roland de Bosio sowie Vertreter der Schüler der 3 BBW begrüßten die Ansbacher Schülerinnen und Schüler mit ihren Lehrpersonen am Meraner Bahnhof. Nach Bezug der Jugendherberge erkundeten die Schüler unter fachkundiger Leitung von Dr. Johannes Ortner die Stadt und beendeten den ersten Tag mit einem Kennenlernen beim gemeinsamen Abendessen.
26.04.: Der erste gemeinsame Schulvormittag fand im Mehrzwecksaal der Schule statt. Prof. Josef Prantl stellte noch einmal den Lernzirkel „Demokratie und Rechtsstaatlichkeit als Herausforderung im gemeinsamen Europa“ und die 4 Themen dazu vor:
- Lernen aus der Geschichte: Italien und Deutschland
- Bedrohte Demokratie und bedrohte Rechtsstaatlichkeit
- Bedrohte Demokratie und deren Wehrhaftigkeit- die Demokratie verbessern
- Aus der Vergangenheit lernen: Schlussstrich oder Erinnerungskultur?
Die Lerneinheiten wurden den Schülern auf der digitalen RFTFO-Schulplattform zur Verfügung gestellt. Die Schülerteams hatten die Aufgabe, zum gewählten Thema ein digitales Lernprodukt zu erstellen: Podcast, Video, Präsentation…
Zwei Schwerpunkte standen am Nachmittag auf dem Programm:
- Begegnung mit Merans Vizebürgermeisterin Katharina Zeller: Kurzreferat zum Thema „Demokratie und Rechtsstaatlichkeit als Herausforderung in der Lokalpolitik“
- Besichtigung der Synagoge von Meran. Führung durch das jüdische Museum mit Direktor Joachim Innerhofer: Die Geschichte der Meraner Juden
Interview mit Merans Vizebürgermeisterin
Gedenkorte: Die Synagoge von Meran
27.04.: Am Mittwoch standen Erinnerungsorte im Mittelpunkt: Siegesdenkmal Bozen, Lager von Bozen und Piffrader-Relief am Finanzgebäude
Dr. Hannes Obermair, Eurac.Senior Researcher und Head Office, informierte fachkundig: Das Relief am Finanzgebäude in Bozen war als „Haus des Faschismus“ nach den Plänen der Architekten Paolo Rossi und Luis Plattner errichtet und 1942 fertiggestellt worden. An der Stirnseite befindet sich das monumentale Relief des Klausener Künstlers HansPiffraders, das den Leitspruch der italienischen Faschisten
„Credere, obbedire, combattere“ (“glauben, gehorchen, kämpfen”) wiedergibt. Die jüdisch-deutsche Intellektuelle Hannah Arendt fordert dazu auf, an die Stelle des blinden Gehorsams die freie, bewusste Entscheidung zu stellen, die auf Verantwortungsbewusstsein aufbaut und schließt den blinden Gehorsam als Rechtfertigung aus. Die Umwandlung des faschistischen Denkmals in ein Mahnmal solle dem Vergessen vorbeugen. Die Geschichte solle Wegweiser sein.
Interview mit Hannes Obermair, Historiker, EURAC-Forscher:
Seit Herbst 2002 befindet sich der Hauptsitz von Eurac Research im früheren „ex-GIL“-Gebäude. Der Komplex wurde in den 1930er Jahren als Sitz für die weibliche faschistische Jugend (GIL, Gioventù Italiana del Littorio) nach Entwurf der beiden Architekten Francesco Mansutti und Gino Miozzo im rationalistischen Stil erbaut. Nach dem Sturz Mussolinis und dem Kriegsende wurde der ehemalige Paradebau der faschistischen Italianisierungspolitik in Südtirol vielfältig genutzt. Unter anderem waren ein Kino, ein Supermarkt und eine Autowerkstatt hier untergebracht. Das Gebäude verfiel zusehends. Anfang der 1990er Jahre wurde beschlossen, das Gebäude zu renovieren und dort den Sitz des damals gegründeten Forschungsinstitutes zu errichten.
“BZ ’18 – ’45. Ein Denkmal, eine Stadt, zwei Diktaturen”: So nennt sich die Dokumentations- ausstellung im Untergeschoss des Siegesdenkmals mitten in Bozen. Der wuchtige Bau wurde 1926 – 1928 nach einem Entwurf von Marcello Piacentini unter dem faschistischen Regime errichtet. Zahlreiche italienische Künstler wirkten mit. Ein äußerer und ein innerer Parcours führen heute durch die unterirdischen Gänge und zeigen anhand von Beschreibungen, historischen Dokumenten und Videoaufnahmen fast ein Jahrhundert Südtiroler Zeitgeschichte. Der äußere Parcours “Geschichte und Region” der Dokumentations-Ausstellung im Siegesdenkmal greift die Basisdimensionen der bewegten Geschichte Bozens und Südtirols von 1918 bis 1945 auf. Der innere Parcours “Das Denkmal und seine Geschichte” erzählt hingegen die Geschichte des Siegesdenkmals selbst, von der Zerstörung des Vorgängerbaus, dem Kaiserjäger-Denkmal, bis in die heutige Zeit.
Geschichte und Erinnerung: Das Bozner NS-Lager 1944-1945
28.04.: Fortsetzung der Arbeiten im MZS mit Input: Die Autonomie Südtirols (2 Kurzfilme zur Geschichte Südtirols
Demokratie“
29.04.: Rückblick, Planung der weiteren Arbeiten, Verabschiedung und Heimfahrt
An der Projektwoche mitgearbeitet haben: Elisabeth Cianetti, Josef Prantl (Leitung), Martin Hiegelsperger, Marina Schiavone, Helene Fischnaller, Roland de Bosio, Alois Weis (Direktor), Steffen Baumann, Kirsten Vates-Asheti, Gernot Helmreich (Direktor), Astrid Resch, Claudia Cassin
Den Lernzirkel erstellt haben: Christoph Göppner, Nanette Hofmann, Marvin Holdenried, Matthias Schmitz, Verena Schuh, Simon Wolfgang, Lisa Steinhögl, Helene Fischnaller, Martin Hiegelsperger, Elisabeth Cianetti, Lorenz Lanthaler, Josef Prantl, Marina Schiavone
Beteiligte Schülerinnen und Schüler: Jan Ellinger, Alexandru Enach, Eskender, Gebreegziabher, Jamie Green, Moritz Heller, Aylin Keskindur, Tim Lehner, Fabian Lieret, Julia duch, Franziska Schäfer, Daniel Schmidl, Emma Selz, Merveil Tshoso, Rio Waner, Mximilian Adami, Andrea Berti, Clemens Gamper, Samuel Kaserer, Lukas Klotz, Francesco Mancini, Klaidi Mera, Juri Pedross, Ruben Perwanger, Deborah Pircher, Simon Platzgummer, Felix Tappeiner, Valentina Telfser
Projektleitung: Matthias Schmitz (FOS), Josef Prantl (TFO), Claudia Cassin (Verwaltung)
Gesamtleitung: Gernot Helmreich (Ansbach), Alois Weis (Meran)
Dokumentation: Josef Prantl