Sechs TFO-Klassen der Oberstufe verfolgten kürzlich sehr interessiert die neueste Produktion der Vereinigten Bühne Bozen, nämlich “Option – Spuren der Erinnerung”, im großen Saal des Bozner Stadttheaters.
Zum 75. Male jährt sich 2014 das fatale Options-Jahr, das gewaltsam Bruchlinien durch die Südtiroler Gesellschaft zog und bis heute nachwirkt.
Diesem Ereignis widmeten die VBB eine dokumentarische Theater-Produktion, bei der Zeitzeugen Einschneidendes aus ihrem Leben und von der Optionszeit berichteten. Das von Alexander Kratzer inszenierte Stück spielt mit mehreren Ebenen des Faktischen, verbindet dokumentarische Interviewform (als projizierte Videos und auf der Bühne) mit Gespieltem, um die Zeit von 1939 samt ihren Folgen vor den Augen eines aufmerksam lauschenden Publikums wiedererstehen zu lassen.
Fünf Schauspielern trugen Zeitdokumente, Schmähschriften u.a. vor und vergegenwärtigen damit die Voraussetzungen und Begleitumstände der Option. Oder sie schlüpften in die Rolle von Zeitzeugen und fassten weitere Geschichten fragmentarisch zusammen.
Die Zeitzeugen sind geschickt gewählt, stellen sie doch verschiedene Möglichkeiten dar, wie Südtiroler damals unfreiwillig handeln konnten bzw. mussten: Weggehen und Wegbleiben oder Zurückkehren, Dableiben … Sehr authentisch und auch emotional bewegt schilderten die Zeitzeuginnen und Zeitzeugen auf der Bühne signifikante Episoden aus ihrem Leben. Beeindruckend die persönlichen bitteren Verluste durch zerbrochene Freundschaften und Familien oder die unerwarteten Begegnungen und Erkenntnisse in der Fremde, die sich doch eigentlich „Heim ins Reich“ bringen sollte. Die lebendig geschilderten Geschichten klingen auch nach der Aufführung nach, etwa der tragische Verlust eines jüdischen Jugendfreundes, von dem nur mehr ein Buch als Erinnerung geblieben ist.
Das Musikensemble Franui ergänzte den Reigen an Geschichten durch musikalische Einwürfe mit zeitgenössischer Blasmusik, Musik, die eigens für „Option“ entstanden ist. Eine bewegtes Publikum bedankte sich am Ende mit beherztem Applaus bei den Darstellerinnen und Darstellern. Eine denkwürdige Aufführung.
Zeitzeuginnen und Zeitzeugen auf der Bühne: Georg Dignös, Edmund Dellago, Martha Ebner, Anna Gius, Erich Innerebner, Hermann Oberparleiter, Marieluise Oberrauch, Anton Rinner, Regina Stockner, Karl Tarfußer