Die Architekturfahrt der heurigen Klasse 4 ABW hatte ein breites Spektrum an Besichtigungsobjekten im Vorarlberger Raum auf dem Programm.
Interessante architektonische Ziele fanden sich in St. Anton, im Bregenzer Wald, in Bregenz, Schlins und Schnifis.
Auf der Hinreise wurde das Arlberg-WellCom in St. Anton am Arlberg besichtigt. Im Zuge der Skiweltmeisterschaften im Jahre 2001 wurde dieser Komplex als Medien- und Pressezentrum geplant. Die Architekten Dietrich/Untertrifaller standen vor der schweren Aufgabe das Zentrum in die Landschaft zu integrieren und den Umbau für eine komplett andere Nutzung nach der WM vorzusehen. Der Geschäftsführer Peter Mall führte uns durch die große Kongresshalle, das Wellnesszentrum mit Hallen- und Freibad, die Saunalandschaft, den Verwaltungstrakt und die Technikräume. Besonders beeindruckend fanden die Schüler das Zusammenspiel der verwendeten Materialien.
Am Nachmittag hatten wir einen Termin in Krumbach, einer Gemeinde im Bregenzer Wald mit besonderem urbanistischem Konzept. Der Bregenzer Wald ist ein sehr ländliches Hügelgebiet mit großer Zersiedelung. Bis vor einigen Jahren gab es in keiner Gemeinde einen richtigen Ortskern. Zudem stellt die Landflucht ein großes Problem dar. In Krumbach wurden auf politischer Ebene einige mutige Entscheidungen getroffen, dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Günther Morscher, Geschäftsführer der Morscher Bau- & Projektmanagement GmbH, begleitete uns durch das mittlerweile entstandene Dorfzentrum von Krumbach und zeigte uns einige Mehrfamilienhäuser in Passivhausstandard. Freier Wohnbau und Sozialwohnungen werden hier durchmischt und sind nicht voneinander zu unterscheiden. Im Fokus der Besichtigungen stand die qualitativ hochwertige und energieeffiziente Bauweise in Kombination mit erschwinglichem Wohnraum in Holzbauweise. Das Zentrum von Krumbach wächst kontinuierlich und die hochwertige Architektur leistet hierbei einen sehr wichtigen Beitrag. Morscher betonte, dass die Planer bzw. Ziviltechniker eine große Verantwortung für die Entwicklung eines Dorfes tragen und es deshalb sehr wichtig sei in die Ausbildung und Sensibilisierung der angehenden Techniker zu investieren.
Am darauffolgenden Tag gab es ca. Stunde Zeit in Bregenz, um die Stadt zu erkunden. Einige nutzten den Freigang um die Seebühne zu besichtigen. Um 10 Uhr war dann eine Architekturführung im Kunsthaus Bregenz (KUB) geplant. Dieses Gebäude wurde vom Schweizer Architekten Peter Zumthor geplant und bietet mit seinen großen und schlichten Räumlichkeiten aus Sichtbeton den perfekten Raum für die zeitgenössischen Kunstobjekte und Installationen. Die Fassade besteht aus einer äußeren Hülle aus Milchglas und ist Teil des Belichtungskonzeptes der Ausstellungsräume. Durch die abgehängten Glasdecken im Inneren, welche mit unzähligen Lichtpunkten versehen sind, erscheinen die Kunstobjekte zu jeder Tageszeit in einem anderen Licht.
Abschließend hatten wir noch eine besondere Architekturführung über das Vorarlberger Architektur Institut (vai) gebucht. Die “Architektour”W begann in Schlins beim Unternehmen Lehm Ton Erde Baukunst GmbH des Martin Rauch. Dort empfing der Architekt und Mitarbeiter des vai Clemens Quirin. Er gab eine Einführung in den Baustoff Lehm und sprach die Vor- und Nachteile an. Dann konnten wir den Betrieb und die Produktion besichtigen. Kurz darauf spazierten wir zum nahegelegenen Einfamilienhaus des Geschäftsführers, welches vollständig aus Stampflehm erbaut wurde. Für alle Beteiligten war es eine völlig neue Erfahrung diesen Baustoff so verwendet zu sehen. Die Idee dieses ökologischen Gebäudes aus ausschließlich natürlichen Materialien beeindruckte sehr.
Nun fuhren wir weiter zum letzten Objekt, einem Einfamilienhaus in Schnifis. Dieses Projekt erhielt 2019 den Vorarlberger Holzbaupreis. Der Planer und der Bauherr waren vor Ort, um uns die Entwurfsidee zu erklären und nachher durch das Haus zu führen. Das Haus gliedert sich sehr gut in die Umgebung ein. Die Formgebung und einige markante Elemente wurden der ländlichen Stadelarchitektur entnommen. Zentrum des Hauses ist ein Raum zum Kochen, Essen, Wohnen und Arbeiten, alle Nebentätigkeiten verbergen sich in Nischen. Eine große Veranda erweitert den spürbaren Raum. Im Anschluss an die Küche befindet sich ein Holzofen aus Stampflehm. Das Erdgeschoss besteht aus Sichtbeton, im Obergeschoss hingegen dominiert die Weißtanne. Die Kombination der Materialien und das Raumkonzept wurden von allen als sehr gelungen empfunden.
Insgesamt waren die Besichtigungen sehr vielfältig und es wurde ein breites Spektrum an Objekten in unterschiedlichen Baustilen und Materialien abgedeckt. Die Schüler zeigten großes Interesse und konnten für verschiedene Planungsansätze sensibilisiert werden.
Wir möchten und bei allen Beteiligten für deren Bereitschaft und für die ausgezeichneten Führungen bedanken. Ein besonderer Dank geht an Günther Morscher für seine investierte Zeit und die Bereitschaft, uns unentgeltlich die Projekte zu erklären und auf alle Fragen einzugehen.
Links zu den Objekten:
https://www.arlberg-wellcom.at/architektur/
http://www.krumbach.at/
http://www.morscher-bauprojekte.at/
https://www.kunsthaus-bregenz.at/ueber-uns/architektur/
http://www.lehmtonerde.at/de/
https://www.holzbaukunst.at/holzbau/einfamilienhaeuser/objekt/617.html
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