Er gilt als einer der versiertesten Historiker Südtirols: der aus dem Wipptal stammende Leopold Steurer. Der frühere Lehrer ist als Publizist bekannt und hat v.a. zu Aspekten der Regionalgeschichte gearbeitet, etwa zur NS-Zeit in Südtirol oder zur Option. Er besuchte vor ein paar Tagen die Klasse 5 BBW. Diskussionsthema mit dem Historiker war die kürzlich besuchte Aufführung der „Bombenjahre“ in Bozen und deren zeitgeschichtliche Hintergründe.
Die Schülerinnen und Schüler schilderten ihre Eindrücke und ihre Auswahl der Zeitzeugen. Steurer wies auf einige Aspekte der 60-er Jahre hin und auf die verharmlosende oder heroisierende Wortwahl („Freiheitskämpfer“, „Aktivist“). Außerdem rückte er einige Fakten zurecht, wenn etwa einzelne Attentäter der BAS in der Zeit der Bombenjahren sich am Krieg in Algerien (Algerienkrieg 1954-62 mit Frankreich) orientierten, Opfer in Kauf nahmen und sich gar ein ähnliches Szenario wünschten. Der Algerienkrieg hat geschätzte 300.000 Opfer unter Algeriern gefordert, zehntausende Tote unter den Franzosen, unzählige Verletzte und Flüchtlinge. Heute werde eher verharmlosend über das Bombenlegen in den 50-er und 60-er Jahren gesprochen.
Nachdem die Schulklasse zu zeitgeschichtlichen Südtirol-Themen referieren wird, hatte Steurer dann auch den einen oder anderen konkreten Tipp parat bzw. gleich Quellen und Kopien für einige Themen mitgebracht. Fazit: Umso näher man an ein Thema herangeht, desto mehr merkt man, dass es keine einfache Wahrheit gibt und es um eine differenzierte Sichtweise geht.
Buchtipp: Günther Pallaver | Leopold Steurer (Hrsg.): Deutsche! Hitler verkauft euch! Das Erbe von Option und Weltkrieg in Südtirol, Raetia 2011
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