In einer komplexen Welt aufwachsen – Tagung zum Thema „Generation Z – Zukunftsperspektiven?
„Du weißt längst, dass es mein liebster Wunsch ist, einmal Journalistin und später eine berühmte Schriftstellerin zu werden“, teilte Anne Frank ihrer Tagebuchfreundin „Kitty“ am 11. Mai 1944 mit. Dazu kam es nicht. Anne starb im März 1945 im Konzentrationslager Bergen-Belsen. Um Zukunftsperspektiven von jungen Menschen ging es auch beim heurigen „Memorial Day“ am Realgymnasium und der Technologischen Fachoberschule Meran.
Seit mehr als zehn Jahren begeht die Meraner Oberschule den internationalen Gedenktag anlässlich der Befreiung von Auschwitz am 27. Jänner 1945 mit einer besonderen Veranstaltung. „Zukunft und Perspektiven der Jugend in der Welt von morgen“ lautete das Motto der heurigen Tagung, zu der Schulleitung und Fachgruppe Geschichte am vergangenen Freitag gleich mehrere namhafte Persönlichkeiten zu einem Gedankenaustausch einluden. „Es ist uns ein Anliegen, Themen aufzugreifen und zu diskutieren, die unter den Nägeln brennen“, erklärte Franz Josef Oberstaller. In einer immer komplexeren Welt sei es für Jugendliche zusehends schwieriger, die richtige Entscheidung zu treffen, so der Schuldirektor.
Gerade die „Generation Z“ – das sind jene Jugendlichen, die um die Jahrtausendwende geboren sind – erlebe eine Welt in Unordnung, meinte Ulrich Ladurner. Sie werde es einmal nicht einfach haben, meinte der Burggräfler Unternehmer und plädierte für mehr Solidarität. „Als Einzelner bin ich hoffnungslos verloren, nur gemeinsam können wir die Probleme lösen“, legte Ladurner den Oberschülern ans Herz. Ein starkes solidarisches und soziales Europa könne jungen Menschen Perspektiven bieten, meinte auch Landesrätin Martha Stocker und warnte vor einfachen Antworten auf komplexe Fragen mit Blick auf die erstarkenden populistischen Bewegungen in Europa.
Zukunft einzig über die Arbeit und den Gehaltszettel zu definieren, lehnt Franz Kripp ab. „Wir haben eine Welt geschaffen, die es jungen Menschen schwer macht, sich zurechtzufinden“, meinte der Caritasdirektor. Umso mehr sei die Politik gefordert, unterstrich Gottfried Tappeiner. Sie habe die Spielregeln klar zu definieren und der immer größeren Schere zwischen Arm und Reich entgegenzusteuern, forderte der Innsbrucker Wirtschaftsprofessor. Für das bedingungslose Grundeinkommen plädierte Roland Psenner. Innovation und technische Entwicklung seien wesentlich, der soziale Fortschritt stehe aber über Wachstum und Wettbewerb“, sagte der Präsident der EURAC Bozen und rief die Oberschüler dazu auf, „das zu tun, wo sie gut sind, besser als die anderen“.
In einer sich radikal veränderten Arbeits- und Lebenswelt sei es wichtiger denn je, die eigenen Stärken zu erkennen und Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen, sind sich Hannes Wieser und Peter Tirler bewusst. Die zwei angehenden Maturanten schauen positiv in die Zukunft, auch wenn die komplexe Wissensgesellschaft von jungen Menschen vieles abverlange. „Die Welt ist für Jugendliche komplexer, nicht unbedingt schwieriger geworden“, bestätigte dann auch Südtirols Jugendringvorsitzende Martina De Zordo. Moderiert wurde die Tagung im Mehrzwecksaal der Schule von Eberhard Daum. Schüler stellten im ersten Teil Megatrends der Zukunft vor.
Leave a Reply