Haben wir „immer noch Sturm“?

immer-noch-sturm-gruppeDie 5. Klassen schauten sich im Stadttheater von Bozen Peter Handkes Schauspiel “Immer noch Sturm“ an.

Die slowenische Minderheit in Kärnten ist vielen von uns kaum bzw. gar nicht bekannt. Der renommierte österreichische Schriftsteller Peter Handke hat ihr in seinem Schauspiel „Immer noch Sturm“ ein Denkmal gesetzt. Das Stück, das starke autobiografische Züge aufweist, erzählt von einer Familie und deren Zerfall in der Zeit von 1936 bis kurz nach Kriegsende. „Immer noch Sturm“ wird zur Zeit von den Vereinigten Bühnen im Stadttheater von Bozen aufgeführt. Die 5. Klassen schauten sich das Stück an.

Das-Jaunfeld---Immer-noch-SIm Mittelpunkt steht ein Ich-Erzähler, der seine Ahnen auferstehen lässt. Da sind die Großeltern, die auf dem Jaunfeld in Kärnten einen Bauernhof  bewirtschaften, die drei Onkel Gregor, Valentin und Benjamin, die Tante Ursula und  – ganz wichtig – die Mutter der Hauptfigur in ihren jungen Jahren. Der Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich 1938 und der Zweite Weltkrieg führen zum langsamen Zerfall der Familie. Zwei Brüder fallen im Krieg, der dritte Bruder und die Schwester schließen sich dem Widerstand an. Die „Grünen Kader“, wie sich der bewaffnete slowenische Widerstand in Kärnten nannte, waren die einzige organisierte Widerstandsbewegung innerhalb des Nazireichs. Die Mutter der Hauptfigur hingegen geht eine Verbindung mit einem Wehrmachtssoldaten ein und bringt den „Ich-Erzähler“ zur Welt. Das Stück endet offen, kurz nach Kriegsende.

immer-noch-sturmTrotz der zweistündigen Handlung gelang es den Vereinigten Bühnen durch ein expressives minimalistisches Bühnenbild und audiovisuelle Effekte die Spannung zu halten. Das Kärntner Jaunfeld wurde durch einen weißen Kieskreis im Mittelpunkt der sonst schwarz gehaltenen Bühne dargestellt, die archaisch-bäuerliche Kultur durch Viehglocken, Fellumhänge und überdimensionale Fantasiemasken. Besonders gelobt wurde von den Schülerinnen und Schülern die schauspielerische Leistung. Immer wieder konnten Parallelen zur Geschichte Südtirols gezogen werden, auch wenn die Kärntner Slowenen als minderwertige Volksgruppe  im Deutschen Reich Vertreibung und Unterdrückung in Kauf nehmen mussten. Beide Minderheiten haben bis zum heutigen Tag um ihre Recht zu kämpfen. Soeben wurden nach langwierigen Verhandlungen die Slowenen in die neue Kärntner Verfassung als Minderheit aufgenommen.  Innerhalb Österreichs genießen sie Autonomie, auch in Kärnten gilt wie bei uns die Pflicht zur Zweisprachigkeit.

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