Vereinigte Bühnen Bozen luden zum Doku-Theaterprojekt über Minderheiten in Europa
Zu einem besonderen Theaterprojekt luden die Vereinigten Bühnen Bozen. Unter dem vielversprechenden Titel „Wir. Heute! Morgen! Europa“ beleuchtet das heurige größte Südtiroler Theaterprojekt auf kreative Weise die Situation der Minderheiten in der Europäischen Union. Zehn Vertreter von Minderheiten berichteten von ihrem Alltag, den Rechten und dem Schutz, aber auch von Unterdrückung und Rechtlosigkeit in den verschiedenen Staaten der Union.
Eines wurde bald schon klar: Südtirols Autonomie ist vorbildlich. Das ergab auch das Ergebnis der Online-Befragungen, die während der Aufführung unter den rund 500 Schülern aus allen Landesteilen, darunter auch Klassen der TFO und des Realgymnasiums, durchgeführt wurden. Zur Doppelpass-Forderung nahm die Mehrheit der Jugendlichen eine kritische Haltung ein, ablehnend stehen sie zur Frage nach der Selbstbestimmung. Hingegen begrüßen würden sehr viele eine mehrsprachige Schule in Südtirol. So lauteten einige der überraschenden Ergebnisse der Abstimmungen, die die zweieinhalb Stunden des Doku-Theaterprojekts immer wieder kurzweilig unterbrachen.
Die Theatermacher von „Wir. Heute! Morgen! Europa“ hatten zu ihrem Stück zehn Vertreter aus Minderheitengebieten eingeladen, die unter der Moderation vom Markus Warasin, Mitglied des Kabinetts des EU-Parlamentspräsidenten, und der Wiener Puppenspielerin Manuela Linshalm vor das Publikum traten und ihre besondere Situation schilderten. „Gibt es heute noch ein reine Identität?“, stellte Danielle Lindholm von den Aland-Inseln in den Raum und sprach damit das Hauptthema an: die Gefahr einer Rückkehr zum Nationalismus mit all seinen Auswirkungen, der in Europa und auch im EU-Parlament immer mehr spürbar ist. „Wir fordern einen Kurswechsel: Die Minderheiten bereichern die Heimat und stellen keine Gefahr für einen Staat dar“, betonte der Politologe Johan Häggman. Pfarrer Romano Michelotti aus Friaul ging noch weiter: „Der Geist muss uns zusammenhalten, nicht die Uniformität. Die Uniformität ist eine Verarmung.“
Die gemeinsame Identität der Bürgerinnen und Bürger aus allen Mitgliedsstaaten sei die europäische, unterstrich Graziano Halilovic, Vertreter der Roma-Minderheit. Immer wieder wurde auch an den Grundgedanken der Gründerväter erinnert, dass der Nationalismus an seiner Wurzel besiegt werden müsse. „Das Friedensprojekt der EU ist im Kern ein Projekt zur Überwindung der Nationalstaaten“, wurde der Schriftsteller Robert Menasse zitiert.
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